Am 5. Juni stimmt das Thurgauer Volk über einen Kredit von 3 Millionen Franken für die Expo2027 ab. Dabei geht es jedoch um mehr: Eine Expo2027 wird dereinst mindestens 2 Milliarden Franken kosten. Ein breit abgestütztes Komitee mit Vertretern von fünf verschiedenen Parteien kritisiert die fehlende Nachhaltigkeit und Finanzierbarkeit eines Grossanlasses Expo2027 und empfiehlt, die Vorlage an der Urne abzulehnen.
Kantonsrat Daniel Frischknecht (EDU, Romanshorn) begründet anhand diverser Beispiele, dass die Expo02 nicht nachhaltig war. Wirtschaftlich habe die Landesausstellung der Drei-Seen-Region wenig gebracht. Es ist eine falsche Form der Wirtschaftsförderung – eine Schein-Wirtschaftsförderung! Bei einer Expo handle es sich nicht um einen nachhaltigen Katalysator für Wirtschaft und Tourismus, sondern um ein staatlich finanziertes Strohfeuer.
„Wo bleibt der spirit of the game?“, fragt Kantonsrat Klemenz Somm (glp, Kreuzlingen). Eine EXPO ist heute nicht mehr eine Informationsplattform und Inspirationsquelle, wie dies im letzten Jahrhundert noch der Fall war. Zu stark haben sich die Möglichkeiten und auch der Takt der Informationsbeschaffung verändert. Klemenz Somm: „Beim besten Willen kann ich in einem solchen Anlass nichts Identitätsstiftendes finden. Aus meinem subjektiven Blickwinkel betrachtet, fehlt es der Schweiz auch gar nicht an Identität – der Bedarf nach Identitätsstiftung kann auch einfach herbeigeredet werden“.
Massentourismus auf der bestehenden Infrastruktur befürchtet Kantonsrat Andreas Guhl (BDP, Oppikon). Ein Grossanlass wie die Expo2027 überlaste die Verkehrsinfrastruktur. „Überfüllte Züge ohne genügend Sitzplätze und Verspätungen sind die Folge. Die Expo 2027 wird zur Geduldsprobe für die Pendler“, so Guhl weiter. Das Geld kann besser in nachhaltige Tourismusförderung investiert werden.
Der Kanton Thurgau kann die Expo 2027 nicht finanzieren. Die Gesamtkosten einer Landesausstellung betragen erfahrungsgemäss zwischen 0.3 und 0.4 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Kantonsrat Vico Zahnd (SVP, St. Margarethen) geht davon aus, dass die Expo27 dereinst mindestens 2 Milliarden Franken kosten wird. Der Kanton Thurgau müsse davon mindestens 200 Millionen Franken tragen, was angesichts des hohen Spardrucks nicht finanzierbar sei.
Das Co-Präsidium des Thurgauer Komitees „Nein zur Expo2027“ besteht aus den Kantonsräten Daniel Frischknecht (EDU), Andreas Guhl (BDP), Jost Rüegg (Grüne), Klemenz Somm (glp) und Vico Zahnd (SVP).